Zwerghamster Tiam und Tabia von der Hamsterhilfe Südwest

Tiam (links) und Tabia (rechts) kamen gemeinsam mit sieben Geschwistern zu uns. Wobei wir gar nicht so genau wissen, wie die Verwandtschaftsverhältnisse wirklich aussehen. Es könnten auch Cousins und Cousinen, Tanten und Onkel oder Vater und Mutter dabei gewesen sein. Wir wussten nur, dass alle Hamster (ungefähr) gleich alt waren.

Zu neunt in einer Box auf dem Balkon

Bei der Abholung lebten die neun Zwerge in einer Aufbewahrungskiste auf dem Balkon, mit einem Holzkreuz in vier Abteile getrennt, jedes etwa so groß (oder klein) wie ein Din A4-Blatt. Ein Hamster saß allein, dann gab es noch ein Pärchen und zwei 3er-Gruppen. In jedem Abteil gab es einen Wassernapf (total verdreckt), einen Futternapf (mit ungeeignetem Futter) und eine Hand voll Streu. Abgesehen davon hatten die Hamster nichts zur Verfügung: Kein Haus oder Versteck, kein Laufrad, kein Sandbad. Sie lebten in ihren eigenen Exkrementen. Und der Frau, bei der wir die Hamster abholten, kann man nicht mal große Vorwürfe machen. Sie hatte die Hamster von ihrem Sohn aufs Auge gedrückt bekommen, der ins Ausland umgezogen war.

Bisswunden, deformiertes Auge und Durchfall

Bei der Vorgeschichte kann man sich denken, dass die Zwerge nicht ganz fit bei uns ankamen. Fast alle hatten diverse Bissverletzungen, die zum Glück alle schnell und unkompliziert verheilt sind. Ein Hamster hatte einen zu kleinen AUgapfel auf der rechten Seite, entweder angeboren oder verursacht durch das schlechte Futter. Alle Hamster brachten Durchfall mit, was uns bei den hygienischen Verhältnissen im alten Zuhause nicht überraschte. Nach einem positiven Test auf Giardien folgte eine Parasitenbehandlung, doch der Durchfall blieb. Ein erneuter Parasitentest was negativ. Wir versuchten es mit einem Mittel zur Unterstützung der Darmflora, das bei den meisten Hamstern schnelle Besserung brachte. Leider nicht bei allen.

Der Durchfall bleibt

Wir testeten nochmal auf Parasiten, wieder negativ. Die Hamster, deren Kot derweil 10-14 Tage unauffällig war, durften in ihre neuen Zuhause ziehen. Aber prompt bekamen auch sie wieder matschigen Kot. Offensichtlich leidet die Hamsterfamilie unter stressbedingtem Durchfall. Beim Menschen würde man es wohl Reizdarmsyndrom nennen. Dass die Lebensumstände im alten Zuhause Stress pur bedeuteten, darüber lässt sich nicht streiten. Aber auch in unseren Pflegestellen waren die Kleinen erst einmal Stress ausgesetzt: Quarantäne und Medikamentengabe verkraften manche Hamster ganz gut, andere weniger. Tiam und Tabia sind da scheinbar besonders sensibel, denn bei ihnen ist der Durchfall am schlimmsten. Zudem sind die beiden bisher sehr mäkelige Esserinnen. Ein paar Gramm mehr auf den Hüften würde ihnen gut stehen.

Tiam und Tabia bleiben bei uns

Die restlichen sieben Zwerge sind zu Menschen aus dem Tierschutz oder besonders verständnisvollen Adoptant:innen gezogen. Tiam und Tabia möchten wir jeglichen weiteren Stress ersparen, sodass jede von ihnen bei uns ein tolles Gehege mit 0,72 m² beziehen und nun erst einmal zur Ruhe kommen darf. Wir hoffen, dass sich ihr Stresslevel und damit auch die Durchfallsymptomatik bald legen. Tiam und Tabia sind im Februar 2024 geboren, haben also den Großteil ihres Lebens noch vor sich. Nach vier Monaten unter katastrophalen Bedingungen können sie nun endlich ein artgerechtes Gehege, gesundes Futter und liebevolle Pflege genießen.

Update April 2025

Nach dem Umzug in ihre großen Gehege, hat sich bei beiden Zwergen das Verhalten im Handumdrehen geändert. Tabia wurde in Quarantäne zunehmend ängstlicher und schrie uns an, wenn wir uns näherten. Im artgerechten Gehege zeigte sie sich hingegen bald neugierig und nahm sogar Leckerli aus der Hand. Tiam wählte Kampf statt Flucht: Wenn es an die Medikamentengabe oder die Reinigung ging, griff sie uns todesmutig an. Nach dem Umzug war sie wie ausgewechselt, lieb und handzahm.

Obwohl Tabia die ängstlichere von beiden war, normalisierte sich ihr Kot schneller. Bereits zwei Monate nach dem Umzug war ihr Kot erstmals unauffällig. Doch da hatten wir uns leider zu früh gefreut. Nach einer kleinen Gehege-Reinigung (mit Kot verschmierte Verstecke säubern, Erlebnisfutter auffüllen) kam der Durchfall direkt zurück. Es dauerte dann weitere drei Monate, bis der Kot wieder normal wurde und dieses Mal blieb es auch dabei. Tabia steht mittlerweile immer an der Gehegescheibe parat, wenn sie Menschen hört, und holt sich großzügig ihre Leckerli ab.

Bei Tiam dauerte alles etwas länger. Erst sechs Monate nach dem Umzug ins artgerechte Gehege normalisierte sich ihr Kot. Das lag vielleicht auch daran, dass wir zwischendurch Krallen schneiden mussten und das natürlich für den Hamster sehr stressig sein kann. Wir haben letztlich aber eine Methode gefunden, die für Mensch und Hamster stressfrei ist. Inzwischen hat Tiam sogar an Gewicht zugelegt und sieht jetzt aus, wie ein ganz normaler gesunder Zwerghamster. Auch sie ist sofort zur Stelle, wenn sie Menschen im Zimmer hört und verlangt nach Leckerli.

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